Gedanken zur „Abstimmung“ bei Facebook

Eigentlich habe ich mit Facebook nichts „am Hut“. Eigentlich – denn ich bin nicht auf Facebook und vermisse das auch nicht. Aber: vor ein paar Tagen hat mich doch tatsächlich jemand gefragt, was ich denn über die Facebook-Abstimmung denke. Ja, diese Frage kann und möchte ich nicht einfach unbeantwortet lassen.

Vorweg: es gibt einige Punkte, die ich an der „Abstimmung“ unschön finde:
– die kurze Frist (auch wenn diese schon bisher so in den Richtlinien stand)
– die aus meiner Sicht unzureichende Bekanntmachung der Abstimmung
– die Tatsache, daß die Änderungen in den – sehr langen und komplexen – Richtlinien nicht markiert sind
– die Tatsache, daß sicher einige Menschen den Hintergrund mancher Änderungen nicht oder nicht vollständig verstehen
– die Tatsache, daß die Abstimmung nicht nur das Thema „Datenverwendungsrichtlinie“ sondern auch die „Nutzungsbedingungen“ umfaßt
– die Tatsache, daß entweder alle neuen oder alle alten Dokumente ausgewählt werden müssen, eine Differenzierung zwischen Nutzungsbedingungen und Datenverwendungsrichtlinie ist anscheinend nicht möglich
– die Tatsache, daß unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen wohl nicht bzw. kaum berücksichtigt wurden (weltweit eine einzige Abstimmung)

Diese „Grundbedingungen“ hinterlassen bei mir – bei aller sonst vorhandenen Begeisterung über kooperative Vorgehensweisen und Einbeziehung der Nutzer – ein eher ungutes Gefühl. In der Tat habe ich das Gefühl, daß es – wie von Max Schrempf benannt – eine Entscheidung zwischen „Pest und Cholera“ ist. Und nun?

Welche Möglichkeiten stehen denn realistisch zur Auswahl?
(1) Abstimmung für die „neuen“ Nutzungsbedingungen und Datenverwendungsrichtlinien
(2) Abstimmung für die „alten“ Nutzungsbedingungen und Datenverwendungsrichtlinien
(3) keine Stimmabgabe
(4) Verlassen der Plattform (so der Vorschlag hier)

Was steckt für mich hinter diesen Möglichkeiten?
(1) Eine Stimmabgabe für die „neuen“ Dokumente finde ich problematisch. Inhalt und Auswirkungen der neuen Dokumente sind für die Nutzer kaum überschaubar. Bei einem kurze VErgleich der alten und neuen Datenverwendungsrichtlinien bin ich auf einige Punkte gestoßen, die ich für problematisch halte. Die neuen Regelungen sind jedenfalls nicht unbedingt „kundenfreundlicher“ als die alten Dokumente. Aus meiner Sicht gibt es daher keinen Grund, für die neuen Dokumente zu stimmen.
(2) Eine Stimmabgabe für die „alten“ Dokumente würde für mich aussagen, daß der Nutzer/die Nutzerin mit diesen Dokumenten „glücklich und zufrieden“ ist. Auch die alten Dokumente enthalten aber Regelungen, die ich durchaus problematisch finde. Es gibt daher für mich auch keinen Grund, für die alten Dokumente zu stimmen.
(3) Es ist in einer Demokratie natürlich irgendwie „unschön“ nicht abzustimmen, wenn man schon die Möglichkeit hat, Entscheidungen zu beeinflussen. Aber – Hand aufs Herz – glauben Sie wirklich, daß Sie mit Ihrer Stimmabgabe die Entwicklung der Nutzungsbedingungen und der Datenverwendungsrichtlinien mitgestalten bzw. beeinflussen können?
(4) Sollten Sie also die Plattform verlassen? Diese Frage können Sie sich nur selbst beantworten. Aber – mal ganz ehrlich und unter uns: hat sich durch die Vorgehensweise bei der Abstimmung irgendetwas für Sie geändert? Was ist jetzt wirklich schlimmer geworden als vorher? Nein, ich sage nicht, daß die Themen Daten- und Verbraucherschutz unwichtig sind – ganz im Gegenteil. Wenn Sie aber bisher – in Kenntnis dieser Thematik – die Plattform (gerne) benutzt haben, dann finde ich die Frage wichtig, ob sich jetzt konkret etwas für Sie geändert hat. Wie steht es mit Ihrem Vertrauen zur Plattform? Wie wichtig sind Ihnen die Themen Datenschutz und Verbraucherschutz? Wie wichtig sind Ihnen ggfs. die Kontakte, die Sie über diese Plattform aufgebaut haben?

Ich bin gespannt, wie die Abstimmung ausgeht und wie Facebook weiter vorgehen wird. In der Zwischenzeit wünsche ich Ihnen eine gute „Auswahl“ bei Ihrer Wahl ob bzw. wie Sie Ihre Stimme abgeben!

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